Sonntag, 12. Juli 2009

Warum ich das mache?

Wenn ich Menschen davon erzähle, dass ich für ein Jahr nach Afrika gehe, werde ich meist mit drei Fragen konfrontiert.

Sie fragen mich warum ich das mache, warum ich für ein Jahr nach Afrika gehe. Die einen mit Freude und vielleicht etwas Neid „Das ist ja cool, wie kommt es, warum machst das?“, andere mit einem Anflug von Panik „Für ein ganzes Jahr? Afrika? Das ist ja gefährlich? Warum?“. Und doch ist allen die Frage gemeinsam, denn es ist ein völlig irrationaler Schritt. Es ist gänzlich unlogisch und wie schon erwähnt irrational für ein Jahr alles hier aufzugeben und in ein Land zu gehen, in dem ich mich nur erhöhten Risiken aussetze, alle möglichen Krankheiten lauern, fehlende hygienische Bedingungen warten und ich hier in Österreich doch alles habe. Alles? Wirklich alles?

Ich glaube, dass die Antwort auf diese Frage zur Gänze nur im Glauben zugänglich ist, denn es bleibt letztlich ein Geheimnis, ein Mysterium, warum ein Mensch so einen Schritt setzt. Und doch möchte ich versuchen auf die Frage des Warum eine Antwort zu geben.

Für mich hat Christ-sein Konsequenzen und in letzter Konsequenz bedeutet das für mich sein Leben nicht mehr für sich, sondern für die anderen zu leben. Das kann ganz verschiedene Formen annehmen, sei es in der Familie für die Kinder, oder in der Ehe für den Partner, für das nächste Umfeld in der Arbeit, für seine Freunde,… Egal welche Form man wählt, bin ich zutiefst davon überzeugt, dass das der Sinn des Lebens ist, weil es nichts Schöneres gibt, als wenn sich das Leben nicht mehr um einen selbst dreht, sondern man sich endlich um andere Drehen kann. Stellt man sich das jetzt bildlich vor, dann erkennt man, dass man im ersten Fall gar nicht (viel) weiterkommt. Man dreht sich um seine eigene Achse, von Zeit zu Zeit kann es passieren dass einem schwindling und schlecht wird und im Endeffekt sieht man nicht viel. Man glaubt, dass man viel tut, aber man bewegt sich nicht vom Fleck bzw. nur sehr langsam, denn man dreht sich im wahrsten Sinne des Wortes im Kreis.
Im zweiten Fall öffnet man sich auf das Du, auf den Mitmenschen und erst dadurch wird man selbst ganz Mensch, denn nur durch das Gegenüber findet man sich selbst. Das heißt, dass man jetzt in seinen Drehbewegungen auch weiterkommt, denn sie finden um wen anderen statt. Erst wenn mein Leben ein anderes Zentrum als mich selbst bekommt, wenn Christus zur Mitte meines Lebens wird, erst dann kann sich mein Leben wirklich um andere Menschen, um meine Mitmenschen, drehen.
Ich hatte immer schon diese Sehnsucht anderen Menschen zu helfen, für andere mein Leben zu leben und langsam, Schritt für Schritt, ist diese Sehnsucht immer konkreter geworden. Exerzitien in den Weihnachtsferien waren eine wichtige Etappe auf dem Weg zu diesem Wagnis und dafür bin ich sehr dankbar.

Die zweite Frage, die dann unmittelbar der ersten folgt ist: Und? Was wirst Du dort machen?
Meine Lieblingsantwort darauf ist: Ich weiß es nicht. Natürlich geben sich die Menschen nicht zufrieden damit und so versuche ich dann mein Tätigkeitsfeld etwas zu beschreiben. Ich werde in Tansania in der Stadt Lukuledi bei salvatorianischen Schwestern mitleben, ihr Leben kennen lernen, mit ihnen beten und sie bei ihren Aktivitäten unterstützen. Sie betreiben eine Dispensary, also Krankenstation, und dort werde ich mitarbeiten bzw. versuchen mich einzubringen wo ich gerade gebraucht werde. Diese Antwort klingt jetzt vielleicht konkret, doch ich bin überzeugt davon, dass ich das was dort auf mich wartet nicht adäquat beschreiben kann. Egal was ich sage, haben wir Europäer sofort unsere Vorstellungen von Krankenstationen, Mitarbeiten, Ordensleben, usw. im Kopf und ich glaube nicht, dass diese Vorstellungen der Realität in diesem Land gerecht werden können. Und deswegen bleibe ich bei meiner Lieblingsantwort: Ich weiß es nicht.

Die letzte Frage behandelt dann meist den anstößigen Begriff „Mission"?, denn ich gehe ja für ein Jahr als „Missionarin auf Zeit“ nach Afrika.
Für mich (und nicht nur für mich, sondern für die ganze Kirche) bedeutet Mission nicht Menschen gegen ihren Willen etwas aufzuzwingen, sie von meinem Glauben mit allen Mitteln zu überzeugen, sondern überzeugt von meinem Glauben zu leben. Und somit bedeutet Mission sich dem anderen gegenüber nicht zu verschließen, sondern offen zu sein für den Nächsten, egal wer er ist, zu ihm hinzugehen, sich von ihm beschenken zu lassen, nichts erwarten und doch versuchen alles zu geben.
Einige sehr gute Gedanken zu Mission finden sich bereits in meinem Blog >> hier!

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