Samstag, 3. April 2010

Triduum (fast ganz afrikanisch)

Am Donnerstag am Abend hat es angefangen - das Triduum oder die Kartage. Die Feier des Leides, Todes und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. (Alle Fotos gibt es hier).

Ich war schon richtig gespannt wie ich diese Tage hier in Afrika verbringen würde, denn es handelt sich bei diesem Fest doch um das mit Abstand wichtigste für uns Christen. Die Fastenzeit war bereits recht interessant, vor allem weil es für mich nicht den Anschein machte, als ob Fasten (unter Tansaniern) sehr verbreitet wäre, sondern eher immer das Streben nach mehr und noch mehr. Egal ob Laien oder Ordensleute. Und das Fasten mit Essen schien sowieso unmöglich, denn ein gut genährtes Aussehen (also die runden Formen) ist hier gleichbedeutend mit Wohlstand und umso runder (dicker) umso besser/reicher/gut gestellt. Ich würde es ja verstehen, dass wenn man nichts hat, auch auf nichts verzichtet, aber in meiner Umgebung haben die Tansanier wirklich genug. Naja, mir war das mal egal, ich fastete trotzdem bzw. versuchte es, denn in dieser nicht-fastenden Umgebung war das gar nicht so leicht und führte oftmals zu unverständlichen Blicken.

Für die Kartage wurde ich von den Immaculata-Schwestern (sie wohnen bei uns am Institutsgelände) eingeladen diese mit ihnen gemeinsam zu verbringen, gemeinsam die Liturgie zu besuchen, die Feiertage vorzubereiten, usw. Das war eine wirkliche Ehre, denn sie leben in Klausur und Bereiche wie die Küche und das Esszimmer sind da mit eingeschlossen. Für diese paar Tage machten sie jedoch eine Ausnahme für mich :-) Die Schwestern freuten sich und ich mich auch!

Die Kartage begannen sehr afrikanisch… niemand hatte nämlich einen Plan wann die Gottesdienste wo beginnen würden. Tja, nicht so wie in Europa wo schon Wochen davor der Ablauf klar und in den Pfarrnachrichten veröffentlicht ist. Jeden Tag wurde neu gefragt und ich glaub niemand hatte da einen richtigen Überblick. Aber nach über einem halben Jahr hier kann ich sagen: das ist Tansania!

Am Gründonnerstag am Abend besuchten wir den Gottesdienst bei unseren Institutsnachbarn den Kapuzinern. Von mehreren Seiten vernahmen wir 18 Uhr als Beginnzeit. Das stimmte auch, aber dafür verliefen andere Dinge etwas chaotisch...zu Beginn sollten zwölf Aposteln, in diesem Fall Kapuzinerbrüdern, von einem Priester und Diakon die Füße gewaschen werden. Als der Priester zu Ende war und dann sicherheitshalber noch mal nachzählte, stellte er fest, dass es doch erst zehn waren. Zwei mussten also noch her. Doch es kamen drei...

Die Brüder warten auf das Waschen ihrer Füße (sogar mit Seife)

Priester und Diakon in Aktion


Die Messe war sehr feierlich, schön und afrikanisch (= lang).

Die Messe dauerte zwei Stunden und das war angeblich noch sehr kurz. Afrikaner lieben es zu feiern und bei oftmals fehlender sonstiger Unterhaltung (viele haben keinen Fernseher, von PC und Internet ganz zu schweigen) stellen Gottesdienste einen wesentlichen Beitrag dar. Da wird gesungen, getanzt, gelesen und erzählt (in der Predigt) und da die Afrikaner ein orales Volk sind ist das die wichtigste Art und Weise Wissen weiterzugeben – durch Musik und Erzählungen.

Nach der Messe wurde der Leib Christi aus der Kirche getragen und an einen anderen Ort gebracht, der Altar abgeräumt, alles wurde leer und deutete auf das bevorstehende Leid hin.


Anschließend war ich zum Abendessen bei den Schwestern eingeladen. Die Stimmung war sehr gut und ich kann sogar sagen, dass wir unseren Spaß hatten :-)

Ich bekam sogar Unterricht im Dinge auf dem Kopf tragen...



Am Karfreitag sollte um 9 Uhr in der Früh der Kreuzweg beginnen, tja hat er dann aber doch erst um 10 Uhr. Das mit der Zeit ist hier relativ… nur so als kurze Zwischenbemerkung: wenn einem in Europa jemand sagt, warte mal ganz kurz, ich komm gleich, dann handelt es sich normalerweise so um die fünf bis zehn Minuten. Wenn hier jemand sagt subiri kidogo (warte ganz kurz), fängt es bei mind. einer halben Stunde an und kann bis zu drei, vier Stunden dauern. Aber dazu mal ein anderes Mal mehr.

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz


Am Abend begann um 15 Uhr die Kreuzverehrung. Diesmal dauerte der Gottesdienst fast drei Stunden. Die Passion wurde auf „europäisch“ in Kiswahili gesungen und die Predigt erinnerte an ein Kabarett und dauerte auch dementsprechend eine dreiviertel Stunde. Aber die Menschen hörten gespannt zu und lachten regelmäßig. Und danach begann die Kreuzverehrung. Es war faszinierend zu sehen mit was für einem einfachen, demütigen und doch tiefen Glauben das einfache Volk zum Kreuz vor trat. Sie verstanden was Jesus für sie getan hat, dass er sie, uns alle, durch seinen Tod von unserem Tod erlöst hat. Ich hatte das Gefühl, dass sie das mehr begriffen als viele andere deren Glaube mehr im Kopf als im Herzen verankert war. Sie gingen vor, küssten das Kreuz und brachten dem gekreuzigten Jesus ihre Verehrung dar. Und das Schöne war, es kamen immer mehr Menschen, die Schlange wollte nie enden. Sie warteten draußen, drinnen, in Massen.

Das Kreuz wurde gebracht


Und verehrt...


...von allen




Danach wurde es still. Um den zu empfangen der sich für uns hingegeben hat.



Der Samstag stand ganz im Zeichen der „kulinarischen“ Vorbereitungen.

Ich half den Schwestern in der Küche und versuchte meinen Festtagskuchen zu backen. Und da hatte ich einen regelrechten Schock: sie hatten doch tatsächlich einen Mixer! Ich hatte so ein Teil seit ich Österreich verlassen hatte nicht mehr gesehen. WOW! Ich fühlte mich fast wie im Himmel ;-) Doch das war auch der einzige Backluxus. Der Backofen gehörte zu den ungelösten Rätseln dieser Welt (zwei Räder ohne Beschriftung, höchstwahrscheinlich eines für die Temperatur, das andere vielleicht zum einstellen von Ober und Unterhitze,… doch welches für was… ich drehte mal beide in die Mitte…), Messbecher gab’s keinen, die Dosierung vom Backpulver kannte niemand so richtig,…

Danach versuchten wir noch Eier zu färben und da realisierte ich erst wie sehr europäisch dieser Brauch ist! Meine Mutter hatte mir Eier-Farben geschickt und die afrikanischen Schwestern staunten nicht schlecht über die fast magische Verwandlung… vielleicht sollte ich hier die Branche wechseln und Buschzauberin werden… mit den Farben hätte ich gute Chancen :-D




Am Abend geht’s dann in die Osternachtsfeier zu unseren anderen Nachbarn den Precious Blood Missionaren. Tja, wann die beginnt ist noch nicht so ganz bekannt… die Gerüchte kreisen momentan um 21 Uhr herum. Aber es ist ja auch erst Nachmittag, also wozu der ganze Stress… wenn wir es dann um neun wissen, reicht’s ja…

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