Sonntag, 4. April 2010

Kristu amefufuka kweli kweli!

Aleluja, aleluja!

Das ist der Satz den ich seit gestern in der Nacht regelmäßig vernehme. Er bedeutet so viel wie: Christus ist wahrhaft auferstanden! Und die Antwort darauf: Halleluja, halleluja!
Und ich kann sagen und bezeugen: Er ist wirklich auferstanden! Tiefe Freude darüber erfüllt mein Herz!

Die Osternacht (alle Fotos gibt es hier.)
Geplant war (wie immer) alles etwas anders :-) doch Spontanität gehört hier zum Alltag… auch in der Osternacht. Zunächst wollten wir zu den Precious Blood Missionaren gehen, doch es begann kurz davor heftig zu regnen (was ja durchaus passieren kann, wenn man sich in der Regenzeit befindet…) und so haben wir kurzfristig umdisponiert und gingen (wie schon gewohnt in den Kartagen) zu den Kapuzinern. Man muss sich das nämlich folgendermaßen vorstellen: In Tansania ist es ab 19 Uhr stockdunkel, Gehsteig (wie bei uns) hab ich hier noch nirgends gesehen, und in Morogoro versteht man unter einem Weg einen richtigen Feldweg (braune Erde und nichts mehr), kein Asphalt, keine Straßenbeleuchtung außer der mitgebrachten Taschenlampe. Die braune Erde hat hier die Eigenschaft zu einer ziemlich glitschigen und rutschigen Angelegenheit zu werden wenn sie in Kontakt mit Wasser (z.B. in Form von Regen) kommt. Die Gehzeit zu den Precious Blood Missionaren beträgt zwar nur 20-30 min aber mit Taschenlampe in der einen und Regenschirm in der anderen Hand, in der stock finsteren Nacht und der potentiellen Gefahr von Schlangen (die mögen es nämlich nass) kann das doch zu einer Herausforderung werden, der ich und die anderen Schwestern uns gestern nicht gewachsen sahen. Also nix mit schnell mal die U-Bahn nehmen, andere Öffis oder Taxi, sondern ab durch den Busch. So beehrten wir die Kapuziner wieder mit unserem Besuch. Zu ihnen beträgt der Weg nur 5 min.

Die Feier der Ostervigil begann ganz klassisch draußen beim Osterfeuer, welches mehr nach Grillanzünder, Plastik, Kleber, usw. roch als nach Holz. Ich hatte das Gefühl, dass das Holz mehr zur Verzierung gedacht war als als Brennsubstanz. Zu Beginn der Feier kam auch noch mal ein Nachschub Regen aber das war allen egal (außer mir vielleicht, denn für mich ist Regen noch immer nicht sehr positiv besetzt und ich versuche trocken zu bleiben, für Tansanier hingegen ist Regen ein echter Segen).

Die Osterkerze wurde (trotz Regen) entzündet und das Licht an alle anderen Kerzen weitergegeben. In der Kirche wurde dann das Exsultet auf Kiswahili gesungen, mit europäischer Melodie. Diese Kombi war recht witzig (vor allem weil aus dem oooooh ein uuuuuh geworden ist).

Die Osterkerze wurde im Regen entzündet



Lumen Christi und rein in die Kirche

Lauschen des Exsultet


Irgendwann wurde dann die Botschaft verkündet Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden! Halleluja! Kristu amefufuka kweli kweli! Aleluja! Aleluja! das Gloria angestimmt und da ging’s dann wirklich los! Alle sangen, die Glocken klangen, die Stimmung war einfach nur super! WOW! Und dann kam auch noch das Halleluja… yeah!

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? hieß es im Evangelium. Ja, was suche ich den Lebendigen bei den Toten? dachte ich mir. Gott ist ein lebendiger Gott. Dort wo Er ist, da entsteht Leben, wächst Frieden, Liebe, da wird der Mensch heil und immer mehr er selbst, da wird Leben ewig. Umgekehrt kann ich auch sagen, dass überall wo Leben ist, Gott wirkt. Und dieses Leben in meinem Leben möchte ich suchen, ich möchte Gott in meinem Leben suchen! Also, weg von all den toten Situationen/Konstellationen, die einen nicht weiter bringen, das Leben eng werden lassen, sonst irgendwie klein machen und betrüben und auf zur Suche nach dem der Leben schenkt! Und dort wo Gott, wo Leben ist, ist es nie nur für mich selbst, sondern auch für alle anderen um mich herum. Halleluja!


Erneuerung des Taufversprechens




Wenn Tansanier etwas wirklich können, dann ist es feiern! Der Gottesdienst dauerte drei Stunden und jede Minute war ein Fest. So soll es sein. Als Danklied wurde dann noch das Halleluja von Händel gesungen. Ich hätte gerne ein Video davon in meinen Blog raufgeladen, aber das ist bei dem megaschnellen Internet hier eine mission impossible – leider.

Zum Schluss sprach noch ein diözesan Priester ,der hier zu Gast war, ein paar Dankesworte und bemerkte u.a., dass wir zu Weihnachten viele internationale, auf der ganzes Welt bekannte, Weihnachtslieder haben, welcher jeder kennt und die uns auf der ganzen Welt an diesem Fest verbinden. Sie quasi so etwas wie ein Markenzeichen sind. Doch wie sieht es mit Ostern aus? Haben wir da so ein Lied? Nein, das haben wir nicht. Aber wir haben etwas anderes: den Halleluja-Ruf! Überall auf der Welt wird zu Ostern (und nicht nur) Halleluja! gerufen. Internationaler geht’s fast nicht mehr.

Um Mitternacht ging‘s dann voller Frieden im Herzen ab nach Hause und ins Bett mit der altbekannten Frage: Wann fängt die Messe morgen in der Früh an? Und wo...

Samstag, 3. April 2010

Triduum (fast ganz afrikanisch)

Am Donnerstag am Abend hat es angefangen - das Triduum oder die Kartage. Die Feier des Leides, Todes und der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. (Alle Fotos gibt es hier).

Ich war schon richtig gespannt wie ich diese Tage hier in Afrika verbringen würde, denn es handelt sich bei diesem Fest doch um das mit Abstand wichtigste für uns Christen. Die Fastenzeit war bereits recht interessant, vor allem weil es für mich nicht den Anschein machte, als ob Fasten (unter Tansaniern) sehr verbreitet wäre, sondern eher immer das Streben nach mehr und noch mehr. Egal ob Laien oder Ordensleute. Und das Fasten mit Essen schien sowieso unmöglich, denn ein gut genährtes Aussehen (also die runden Formen) ist hier gleichbedeutend mit Wohlstand und umso runder (dicker) umso besser/reicher/gut gestellt. Ich würde es ja verstehen, dass wenn man nichts hat, auch auf nichts verzichtet, aber in meiner Umgebung haben die Tansanier wirklich genug. Naja, mir war das mal egal, ich fastete trotzdem bzw. versuchte es, denn in dieser nicht-fastenden Umgebung war das gar nicht so leicht und führte oftmals zu unverständlichen Blicken.

Für die Kartage wurde ich von den Immaculata-Schwestern (sie wohnen bei uns am Institutsgelände) eingeladen diese mit ihnen gemeinsam zu verbringen, gemeinsam die Liturgie zu besuchen, die Feiertage vorzubereiten, usw. Das war eine wirkliche Ehre, denn sie leben in Klausur und Bereiche wie die Küche und das Esszimmer sind da mit eingeschlossen. Für diese paar Tage machten sie jedoch eine Ausnahme für mich :-) Die Schwestern freuten sich und ich mich auch!

Die Kartage begannen sehr afrikanisch… niemand hatte nämlich einen Plan wann die Gottesdienste wo beginnen würden. Tja, nicht so wie in Europa wo schon Wochen davor der Ablauf klar und in den Pfarrnachrichten veröffentlicht ist. Jeden Tag wurde neu gefragt und ich glaub niemand hatte da einen richtigen Überblick. Aber nach über einem halben Jahr hier kann ich sagen: das ist Tansania!

Am Gründonnerstag am Abend besuchten wir den Gottesdienst bei unseren Institutsnachbarn den Kapuzinern. Von mehreren Seiten vernahmen wir 18 Uhr als Beginnzeit. Das stimmte auch, aber dafür verliefen andere Dinge etwas chaotisch...zu Beginn sollten zwölf Aposteln, in diesem Fall Kapuzinerbrüdern, von einem Priester und Diakon die Füße gewaschen werden. Als der Priester zu Ende war und dann sicherheitshalber noch mal nachzählte, stellte er fest, dass es doch erst zehn waren. Zwei mussten also noch her. Doch es kamen drei...

Die Brüder warten auf das Waschen ihrer Füße (sogar mit Seife)

Priester und Diakon in Aktion


Die Messe war sehr feierlich, schön und afrikanisch (= lang).

Die Messe dauerte zwei Stunden und das war angeblich noch sehr kurz. Afrikaner lieben es zu feiern und bei oftmals fehlender sonstiger Unterhaltung (viele haben keinen Fernseher, von PC und Internet ganz zu schweigen) stellen Gottesdienste einen wesentlichen Beitrag dar. Da wird gesungen, getanzt, gelesen und erzählt (in der Predigt) und da die Afrikaner ein orales Volk sind ist das die wichtigste Art und Weise Wissen weiterzugeben – durch Musik und Erzählungen.

Nach der Messe wurde der Leib Christi aus der Kirche getragen und an einen anderen Ort gebracht, der Altar abgeräumt, alles wurde leer und deutete auf das bevorstehende Leid hin.


Anschließend war ich zum Abendessen bei den Schwestern eingeladen. Die Stimmung war sehr gut und ich kann sogar sagen, dass wir unseren Spaß hatten :-)

Ich bekam sogar Unterricht im Dinge auf dem Kopf tragen...



Am Karfreitag sollte um 9 Uhr in der Früh der Kreuzweg beginnen, tja hat er dann aber doch erst um 10 Uhr. Das mit der Zeit ist hier relativ… nur so als kurze Zwischenbemerkung: wenn einem in Europa jemand sagt, warte mal ganz kurz, ich komm gleich, dann handelt es sich normalerweise so um die fünf bis zehn Minuten. Wenn hier jemand sagt subiri kidogo (warte ganz kurz), fängt es bei mind. einer halben Stunde an und kann bis zu drei, vier Stunden dauern. Aber dazu mal ein anderes Mal mehr.

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz


Am Abend begann um 15 Uhr die Kreuzverehrung. Diesmal dauerte der Gottesdienst fast drei Stunden. Die Passion wurde auf „europäisch“ in Kiswahili gesungen und die Predigt erinnerte an ein Kabarett und dauerte auch dementsprechend eine dreiviertel Stunde. Aber die Menschen hörten gespannt zu und lachten regelmäßig. Und danach begann die Kreuzverehrung. Es war faszinierend zu sehen mit was für einem einfachen, demütigen und doch tiefen Glauben das einfache Volk zum Kreuz vor trat. Sie verstanden was Jesus für sie getan hat, dass er sie, uns alle, durch seinen Tod von unserem Tod erlöst hat. Ich hatte das Gefühl, dass sie das mehr begriffen als viele andere deren Glaube mehr im Kopf als im Herzen verankert war. Sie gingen vor, küssten das Kreuz und brachten dem gekreuzigten Jesus ihre Verehrung dar. Und das Schöne war, es kamen immer mehr Menschen, die Schlange wollte nie enden. Sie warteten draußen, drinnen, in Massen.

Das Kreuz wurde gebracht


Und verehrt...


...von allen




Danach wurde es still. Um den zu empfangen der sich für uns hingegeben hat.



Der Samstag stand ganz im Zeichen der „kulinarischen“ Vorbereitungen.

Ich half den Schwestern in der Küche und versuchte meinen Festtagskuchen zu backen. Und da hatte ich einen regelrechten Schock: sie hatten doch tatsächlich einen Mixer! Ich hatte so ein Teil seit ich Österreich verlassen hatte nicht mehr gesehen. WOW! Ich fühlte mich fast wie im Himmel ;-) Doch das war auch der einzige Backluxus. Der Backofen gehörte zu den ungelösten Rätseln dieser Welt (zwei Räder ohne Beschriftung, höchstwahrscheinlich eines für die Temperatur, das andere vielleicht zum einstellen von Ober und Unterhitze,… doch welches für was… ich drehte mal beide in die Mitte…), Messbecher gab’s keinen, die Dosierung vom Backpulver kannte niemand so richtig,…

Danach versuchten wir noch Eier zu färben und da realisierte ich erst wie sehr europäisch dieser Brauch ist! Meine Mutter hatte mir Eier-Farben geschickt und die afrikanischen Schwestern staunten nicht schlecht über die fast magische Verwandlung… vielleicht sollte ich hier die Branche wechseln und Buschzauberin werden… mit den Farben hätte ich gute Chancen :-D




Am Abend geht’s dann in die Osternachtsfeier zu unseren anderen Nachbarn den Precious Blood Missionaren. Tja, wann die beginnt ist noch nicht so ganz bekannt… die Gerüchte kreisen momentan um 21 Uhr herum. Aber es ist ja auch erst Nachmittag, also wozu der ganze Stress… wenn wir es dann um neun wissen, reicht’s ja…

Mittwoch, 31. März 2010

Serenity Prayer

God, give us grace to accept with serenity the things that cannot be changed, courage to change the things that should be changed, and the wisdom to distinguish the one from the other.

Sonntag, 28. März 2010

Dominika ya Matawi oder Palmsonntag mal richtig

Eigentlich heißt Sonntag auf Kiswahili ja "jumapili", aber wenn es um die Liturgie geht dann anscheinend doch dominika...
Und so feierten wir heute Dominika ya Matawi, was soviel bedeutet wie Palmsonntag. In Österreich konnten die Menschen um eine Stunde weniger schlafen und wir dafür in aller Hitze mit echten Palmen wedeln :-)

Ich feierte den heutigen Sonntag bei uns am Institut mit der Student-community, einigen Professoren, unseren Immaculata Schwestern und vielen anderen Gästen. (Alle Fotos gibt es hier)
Alles begann vor dem Haus der Schwestern. Sr. Agata empfing uns alle herzlich.
Viele andere kamen noch hinzu


F. Maiko begrüßte alle, das Tagesevangelium wurde gelesen und danach die Palmen gesegnet und ausgeteilt.




Die Prozession begann zu unserer "Kathedrale", so nennen wir unsere Kirche am Institut, denn sie ist wirklich groß, imposant und schöner als die echte Kathedrale in Morogoro.






Eine Prozession übers ganze Institut




Und schließlich rein in die Kirche


Während der Messer wurde die Passion von einigen SDS und OSB Brüdern gesungen.

Es war wirklich interessant, denn die Musik/Melodie war durch und durch wie "zu Hause", nur die Sprache war halt anders, nämlich Kiswahili. Viele solcher Elemente sind einfach aus Europa einmal, vor langer Zeit, gebracht und übernommen worden. Doch ich denke, hoffe, dass vielleicht einmal die Zeit kommen wird eigene Elemente einfließen zu lassen. Tansanier sind so ein musikalisches Volk. Alles in ihrem Leben hat irgendwo mit Musik und Tanz zu tun. Da wirkt es manchmal schon eigenartig auf mich, wenn Psalmen oder jetzt die Passion auf "europäisch" gesungen werden. Aber auch so war es ganz toll und wunderschön.

Christus gegenwärtig in der Eucharistie

Jesus, Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben! Niemand kommt zum Vater außer durch Dich!

Alles in allem war dieser Palmsonntag sehr multi-kulti geprägt. Das hängt mit der Natur des Institutes zusammen... Wir haben hier Studenten aus weiten Teilen Afrikas, Professoren von überall, Schwestern auch gemischt und ein paar Missionare auf Zeit...
Und so gibt es ein Foto mit F. Hugo SDS, der aus Kolumbien hierher gekommen ist, Sr. Agata aus Polen und br. Sigsibert SDS aus Tansania.


Zum ersten Mal konnte ich einen echten Palmsonntag verbringen, wo die Palmen aus dem eigenen Garten stammten und so richtig dazu gepasst haben :-) und die Temperaturen auch!

Jetzt wartet die Karwoche auf uns. Ich bete um eine gesegnete Zeit für uns alle! Mögen diese Tage uns Kraft und Hoffnung schenken und zeigen, dass Gott gegenwärtig ist in unserem Leben. Die G'schicht mit der Auferstehung ist nicht vor 2000 Jahren mal so passiert, abgeschlossen, aus und vorbei. Nein, sie ist gegenwärtig, hier uns jetzt. Gott hat uns erlöst in seinem Sohn Jesus Christus. Ich danke jeden Tag dafür.

Sonntag, 21. März 2010

Ein Sonntag mit Jesaja und Paulus

Ich grüße alle ganz herzlich an diesem 5. Fastensonntag. Ich habe diesen bei den Kapuzinern, unseren Instituts-Nachbarn, verbracht.
Traditionell werden an diesem Sonntag die Kreuze verhüllt. Tja, traditionell halt... hier ist alles etwas anders und diese Tradition dürfte sich (vielleicht noch) nicht verankert haben. Aber wir haben hier am Institut einige polnische Missionare und die sorgen schon dafür, dass diese Tradition nicht ganz verloren geht ;-)

Im Zusammenhang mit der Kreuzverhüllung gefallen mir die Texte der heutigen Lesungen besonders gut und berühren mich.
Wir bewegen uns langsam aber stetig auf die Passion Jesu Christi hin, auf seinen Leidensweg und Tod. Doch wir dürfen voller Hoffnung sein, dass das Leid nicht am Ende der Geschichte steht, sondern die Auferstehung, das neue Leben. Ich denke, dass wir alle Auferstehungsmomente in unserem Leben hatten, wo das scheinbar Aussichtslose (vielleicht aber auch nur Verhüllte) doch noch sichtbar geworden ist. Manchmal waren es größere und manchmal kleinere Erlebnisse, aber sie sind uns Hinweise auf das Große was auf uns wartet wenn wir Gott unser Leben anvertrauen. Und ich danke Gott jeden Tag für diese Möglichkeit, seine Nähe und Liebe zu uns Menschen.

Das Kreuz wird verhüllt, doch das ist erst der Anfang einer großartigen Geschichte...

...welche von den wirklich Großen in Worte der Hoffnung gefasst wurde...
Jesaja (43,16-21)
So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt, einen Pfad durch das gewaltige Wasser,
der Wagen und Rosse ausziehen lässt, zusammen mit einem mächtigen Heer; doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.

Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten.
Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Steppe und Straßen durch die Wüste.


Die wilden Tiere werden mich preisen, die Schakale und Strauße, denn ich lasse in der Steppe Wasser fließen und Ströme in der Wüste, um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken.
Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden.


und Paulus an die Philipper (3,8-14)
Ja noch mehr: ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein. Nicht meine eigene Gerechtigkeit suche ich, die aus dem Gesetz hervorgeht, sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt, die Gerechtigkeit, die Gott aufgrund des Glaubens schenkt.

Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen.
So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.


Nicht daß ich es schon erreicht hätte oder daß ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin.
Brüder, ich bilde mir nicht ein, daß ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich:
Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist.
Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt.

Vertrauen wir auf den, der den Tod besiegt und Leben schenkt: Jesus Christus.

Samstag, 20. März 2010

Zenit, Fruehling und doch nur Sommer

Um den 12. Maerz war es so weit: Die Sonne stand ueber Tansania im Zenit, dh. im rechten Winkel und war daher besonders intensiv. (Diese Infos gehen zurueck auf unser menschgewordenens Lexikon F. Julian :-) Es gibt nichts was er nicht weiss...)

Das mit dem Zenit ist mir jetzt selbst nicht so aufgefallen, obwohl man das angeblich an den Schatten merken konnte, aber die Zunahme der Intensitaet der Sonne konnte ich an eigener Haut erfahren...
Im August/September konnte ich einen ganzen Tag lang in den Bergen in der Sonne wandern ohne mich mit Sonnencreme einzuschmieren und meiner Haut ist, ausser einer guten Farbe, nichts passiert. Mein Hauttyp ist normalerweise nicht so empfindlich auf Sonne.
In den letzten Wochen hingegen, konnte ich nicht einmal eine Stunde in der Sonne Rad fahren, ohne mir einen gescheiten Sonnenbrand zuzuziehen. Und das obwohl meine Haut jetzt wirklich schon an die Sonne hier gewoehnt und ziemlich braun ist.
Es kamen Gedanken, ob wir „Weisse“ nicht fehl am Platz hier sein... wir nicht fuer diese Verhaeltnisse geschaffen sind. Doch wozu gibt es eigentlich Sonnencreme?
Wir sind dazu berufen unsere Grenzen immer wieder zu ueberschreiten und durch Jesus Christus werden wir dazu auch faehig :-)

So und morgen beginnt offiziell die „Fruehlingszeit“. Doch seit ich hier bin fuehl und befinde ich mich im Sommer. Im August angekommen, Oesterreich im Sommer verlassen und Tansania in der kaeltesten Jahreszeit erreicht, befinde ich mich kontinuierlich im Sommer. Die Temperaturschwankungen hier sind nicht wirklich der Rede wert. Es ist die ganze Zeit heiss, die Sonne scheint jeden Tag und wenn ich jetzt so nachdenke erinnere ich mich an keinen bewoelkten oder trueben Tag... das Meerwasser ist super warm, so wie ich es in Europa noch nie erlebt habe und das das ganze Jahr hindurch. Genauso waechst und blueht hier etwas das ganze Jahr ueber. Also was machen wir hier mit der Fruehlingszeit? Es ist einfach Sommer. 30 Grad, ein ganzes Jahr lang. Aber ich freue mich fuer die Leser aus Europa und hoffe, dass jetzt der lange Winter wirklich zu Ende geht und die Natur zum gruenen Leben erwacht! Ich wuensche euch einen wunderschoenen Fruehlingsbeginn morgen! Und einen gesegneten 5. Fastensonntag!

P.S.: Am Anfang hatte ich ja gedacht, dass mir der Winter, der Schnee, der Herbst, mit dem bunten Laub und die Berge mit dem rotbraunen Panorama, (das truebe und graue Wien, der Regen, die kalten Fuesse und ein permanenter Schnupfen) abgehen werden, aber ich kann sagen: dem ist nicht so. Ein Jahr lang die Jahreszeiten auszulassen, im Sommer zu bleiben und sich etwas nach dem Regen zu richten, ist auch schoen. Und ich kann endlich einmal sagen: Ein Jahr lang gab es keine kalten Fuesse fuer mich (ausser einmal, da war die Klimaanlage im Auto zu stark aufgedreht :-)). Doch ein biserl freue ich mich schon auch wieder auf naechstes Jahr in der kalten Heimat... obwohl... naja, warten wir mal ab bis dann das Wetter so richtig grausig kalt und nass wird...

Montag, 8. März 2010

Sky


Seit ein paar Tagen habe ich ein Fahrrad. Das war die mit Abstand beste Investition, welche ich hier in Tansania getaetigt habe - naja, neben "Bao" natuerlich.

Schon seit ein paar Wochen hatte ich Ausschau gehalten, wollte mir zuerst ein gebrauchtes Teil kaufen, aber da der Preis fuer ein Neues so ungefaehr 90 000 TSh betrug und der fuer ein Gebrauchtes 85 000 Ths, fiel die Entscheidung doch auf ein neues. Wie unlogisch ist bitte der Unterschied von 5 000 TSh ( ca. 3 Euro) zwischen Neu und Gebraucht?
Zuerst war ich mit einem Studenten in der Stadt und wir haben die diversen Shops abgeklappert. Es war schon wirklich beeindruckend wie die Preise bei weisser Hautfarbe in die Hohe geschossen sind, dann, als ich angefangen hatte in Kiswahili zu reden, doch wieder (aber nur leicht) gesunken sind... als wuerde das Geld in Europa auf der Strasse liegen... aber das ist leider das Bild, welches die Einheimischen von uns haben. Und so gehoert es auch zu unseren Aufgaben (als MaZ) diesbezueglich etwas Auklaerungsarbeit zu leisten, denn Menschen vom (richtigen) Leben in Europa zu erzaehlen, so manche utopische Vorstellung zu korrigieren und vorallem nicht den dreifachen Preis zu bezahlen.
Ich beschloss dann, Maurice (so hiess der Student) mit meinem Geld zum Fahrradkauf zu schicken.
Und seit Donnerstag bin ich stolze Besitzerin von "Sky" (auf dem Rahmen steht mit grossen Lettern "Skyland" und so bekam mein Fahrrad gleich den Spitznamen Sky) - ein silbernes Renn-vehikel, ohne Gaenge, made in China.
Sr. Agata (die Oberin von den Immaculata-Schwestern) hat sich gleich anstecken lassen und seit Samstag hat auch sie ein Skyland-Rennrad ;-)

Nach meiner ersten Fahrt konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie ich hier so lange ohne Fahrrad leben konnte... es war so toll. Ich bin durch die kleinen Vororte von Morogoro gefahren, hab neue Gegenden kennen gelernt und vorallem neue Menschen. Fuer sie war es eine echte Hauptatraktion einen Mzungu (=Weisser) auf einem Fahrrad in ihrem Dorf herum fahren zu sehen. Normalerweisse kommen Mzungus nur mit (tollen und fetten) Autos daher, aber auf einem Fahrrad? Und noch dazu auf einem, welches die Einheimischen selbst verwenden, nichts Besseres als sie selbst haben...
Ich denke, dass das vielleicht fuer manche ein positives Zeichen war.

Einige Eindruecke von meinen ersten Rundfahrten...
Raus aus dem Institut


Einige Haeuser in der Naehe des Institutes


Unterwegs mit zwei Studenten, dem Benediktiner John und Maurice.


Und egal wo man sich hinbewegt, als Weisse sind sofort Kinder um einen herum, rufen "Mzungu, Mzungu!", wollen, dass man sie begruesst und freuen sich, wenn man ein Foto macht, es ihnen zeigt und sie sich selbst darauf sehen koennen.




An einem Friedhof bin ich dabei auch vorbei gekommen. Auf Kiswahili heisst das ja ganz lustig "Shamba la Mungu" und bedeutet so viel wie das Feld Gottes. Fast jeder Tansanier hat ja sein eigenes "Shamba" und so hat auch Gott seines. Auf dem Bild ist das katholische Shamba zu sehen, gleich daneben war das lutheranische und davor das muslimische. Kirche oder Moschee war weit und breit keine zu sehen, das ganze Feld war etwas abseits,...


Obwohl das Fahrrad eher nach "billig" ausschaut, muss es doch mehr aushalten wie so manches Mountainbike in Oesterreich, denn Asphaltstrassen gehoeren in Tansania noch zur wirklichen Seltenheit.


Am Samstag bin ich auf meinem Weg auch an einer Pfarre vorbei gekommen und konnte ein paar Kids bei ihren Proben fuer die Messe am naechsten Tag zuschauen. Zur Gabenbereitung hatten sie einen Tanz geprobt.

Der war noch etwas zu klein zum Mitmachen :-)


Mitten durch den Wald


Letztenendes bin ich doch noch auf einer Asphaltstrasse gelandet und bin, wie koennte es anders sein, einem Daladala begegnet. Das sind so kleine (wirklich kleine) Busse in die unzaehlige Menschen hinein passen (bei 20 faengt es erst an) und ich frag mich jedes Mal wie das rein physikalisch moeglich ist.

Und falls es keinen Daladala gibt, nimmt man einen Pick up.




Am Sonntag weihte Sr. Agata auch ihr Fahrrad ein und wir erkundeten zu zweit das Terain. Im Hintergrund die wunderschoenen Uluguru-Mountains, direkt vor unserem Institut.


Lobe den Herrn, meine Seele!

Herr, mein Gott, wie groß bist du!
Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.
Herr, wie zahlreich sind deine Werke! Mit Weisheit hast du sie alle gemacht, die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen und du erneuerst das Antlitz der Erde.
Ewig währe die Herrlichkeit des Herrn; der Herr freue sich seiner Werke.
Ich will dem Herrn singen, solange ich lebe, will meinem Gott spielen, solange ich da bin. Möge ihm mein Dichten gefallen. Ich will mich freuen am Herrn.
Lobe den Herrn, meine Seele! H********! (noch sind wir in der Fastenzeit :-))
Nach Psalm 104

Donnerstag, 4. März 2010

Mehr Aktivitaeten, weniger Privates

Vor einigen Wochen wurde ich in einem Kommentar zu meinem Blog darauf hingewiesen bzw. darum gebeten mehr uber meine „missionarischen Aktivitaeten“ zu schreiben und weniger uebers Private. Das hatte mich zum Nachdenken angeregt und ich moechte dazu kurz (oder laenger) einige Gedanken in meinem Blog festhalten.

Zu Beginn
Was sind ueberhaupt "missionarische Aktivitaeten"? Wo und wann fangen sie an und hoeren wieder auf? Wann beginnt das "Private"? Man koennte mir jetzt sagen, dass ich i-tuepfelreiterei betreibe, denn es ging doch wahrscheinlich nur darum „anderes“ zu lesen, als das was ich geschrieben hatte, aber ich denke, dass genau hier der Beginn so einiger Missverstaendnisse liegen koennte.

Mission, Missionar sein bzw. missionarische Aktivitaeten, fangen fuer mich nicht erst an, wenn man eine grosse Distanz von seinem Heimatort zurueckgelegt hat, auch beginnen sie nicht um eine bestimmte Uhrzeit und irgendwann ist dann Feierabend, genauso wenig wie sie sich auf ein Jahr beschraenken lassen. Es ist kein Job um den es hier geht. Mission ist eine Grundaufgabe der Kirche und so ist ein jeder Christ dazu berufen Missionar zu sein, den Menschen Hoffnung zu geben. Es ist keine Aufgabe/Job/Projekt, sondern es sollte die Grundhaltung sein, die unser ganzes Leben und Wirken durchdringt. Die einen gehen dazu weit weg, andere bleiben in ihrem Heimatland, die einen wirken an ihrem Arbeitsplatz, andere zu Hause in ihrer Familie, die einen im sozialen Bereich, andere im technischen, die einen als Priester/Ordensleute, andere als Laien... es ist ganz gleich wie unsere je eigene Berufung konkret aussieht, jeder nimmt seine wichtige Position im Ganzen ein und niemand ist mehr oder weniger Missionar als der andere.

Afrika
Missionar ist man entweder schon „zu Hause“, dann wird man es auch in Afrika bleiben, oder aber man ist es nicht, dann wird auch die groesste Distanz einen nicht dazu machen.
Missionarische Aktivitaeten sind demnach keine Versuche Menschen zu „bekehren“ und am Ende des Tages die Erfolge zu messen, grossartige Projekte auf die Beine zu stellen, einen Brunnen nach dem anderen zu graben, oder Schulen zu bauen,... sondern ganz einfach als Christ zu leben, sich vom Wort Gottes naehren zu lassen und dadurch Licht fuer die Menschen zu werden. Daraus folgt weiter, dass die sogenannten missionarischen Aktivitaeten vom Alltag gepraegt sind, weil ja der Alltag selbst vom christlichen Licht durchdrungen ist. Einigen ist es gegeben wirklich Grosses (im Massstab der Welt) zu leisten, in Projekten im Vordergrund zu stehen und am Ende des Tages eine sicht- und messbare Leistung hervorbringen zu koennen. Doch wer staerkt ihnen den Ruecken? Wer hilft, dass diese grossen Projekte ueberhaupt realisierbar werden? Es sind ganz viele Menschen, die scheinbar Unscheinbares tun und doch gerade damit das Fundament mitbauen.

Mein Leben hier
Fuer mich und eigentlich sehr viele, welche mir hier ueber den Weg gelaufen sind gilt, sich im Alltag als Christ zu bewaehren und so den eigenen Alltag zu einer Lichtquelle in dieser Welt werden zu lassen. Als scheinbar Unscheinbare zu helfen das Fundament fuer wirklich Grosses zu bauen.
Es bedeutet in erster Linie die Treue in den kleinen Dingen zu halten, Liebe in anderen Menschen zu entdecken und das Ja zu ihnen zu sprechen.

Was andere dazu sagen
Dazu sind mir waehrend meinem Aufenthalt in Tansania zwei Texte untergekommen, welche ich gern an dieser Stelle anfuehren moechte. Bei dem einen handelt es sich um einen Text von unserem Papst Benedikt XVI aus dem Buch Auf Christus Schauen – Einuebung in Glaube, Hoffnung, Liebe (Herder 2005, S. 101f). Der Papst schreibt darin, dass Liebe ein Akt fundamentaler Zustimmung zu einem anderen ist, ein Ja zum Adressaten der Liebe. Es spiegelt sich in den Worten wieder: Gut, dass es Dich gibt. Ein liebender Mensch entdeckt die Gutheit des Seins in dieser Person, ist gluecklich ob ihres Daseins, sagt ja zu diesem Dasein und bestaetigt es. Dadurch entdeckt er aber selbst, weil die Existenz des Du (des anderen) gut ist, dass auch sein eigenes Dasein schoener, kostbarer und gluecklicher geworden ist. Das Ja der Liebe ist ein schoepferischer Akt. Um leben zu koenen braucht der Mensch dieses Ja. Die biologische Geburt reicht nicht aus. Der Mensch kann sein Ich nur annehmen, weil es von einem anderen, von einem Du gutgeheissen wird. Dieses Ja eines Liebenden teilt ihm seine Existenz in einer neuen und entgueltigen Weise zu.
Beim anderen Text handelt es sich um die Ausfuehrungen von Henri J.M. Nouwen im letzten Kapitel des Buches Clowning in Rome (Image Books 1979, S. 86ff): Contemplation and Ministry. Einige Auszuege aus diesem Kapitel habe ich in einem eignen Blogeintrag zusammen gestellt.
Beide Male geht es darum, das Unsichtbare im anderen sichtbar zu machen. Durch unsere (gottgegebene) Faehigkeit zu lieben anderen Menschen zu dienen, ihnen zu helfen eine Neue Schoepfung zu werden. Ihnen zu zeigen wer sie in Gottes Augen bereits sind. Das ist fuer mich persoenlich die Aufgabe von Mission und darum sollten sich alle „missionarischen Aktivitaeten“ drehen. Abhaengig davon wo man ist, koennen sie ganz unterschiedlich aussehen. Mal muss eine Schule gebaut, oder ein Brunnen gegraben, ein anderes Mal einem sterbenden Menschen die Hand gehalten und wieder ein anderes Mal Geduld geschenkt werden. Mal muss auf die sozialen, politischen, wirktschaftlichen Missstaende hingewiesen, ein anderes Mal den eignen Kindern gesagt werden, dass man sie liebt. Jeder hat da seine ganz eigene Aufgabe.

Das bedeutet aber auch, dass wir nicht uebermaechtig sind, bereits alles empfangen haben und ohne Ende geben koennen. Auch wir/ich brauchen Missionare um uns herum, die uns wieder das Licht auf dem Weg zeigen. Und vorallem brauchen wir das Gebet. Unser treues und persoenliches Gebet, genauso wie das von anderen fuer uns. Aus der Stille vor dem Herrn kommt die Kraft die Unruhe dieser Welt zu bewaeltigen und das immerwaehrende Ja Gottes zu den Menschen in diese Welt zu tragen.

Jetzt ganz praktisch zu meinem Blog
Mal genug meiner Gedanken zum Thema Mission.
Mein Blog war dazu konzipiert Auskunft ueber mein Jahr hier in Tansania zu geben. Anstatt von Zeit zu Zeit Massenmails zu versenden, die dann vielleicht einigen auf die Nerven gehen, habe ich dieses Medium gewaehlt, in das jeder freiwillig reinschauen kann der will. Ein Blog hat seine Vorteile, aber vorallem hat er auch seine Grenzen. Auf der einen Seite technische und auf der anderen meine eigenen. Ich habe nicht unbegrenzt Zeit alles in meinem Blog zu veroeffentlichen oder mich lang mit einem Konzept zu beschaeftigen, ueber manche Dinge moechte ich ganz bewusst nicht schreiben und ueber andere faellt es mir schwer zu schreiben (ich war schon in der Schule nicht wirklich gut in Deutsch ;-D). Ich schreibe das was mir im Moment des Schreibens in den Kopf kommt. Das kann gefallen, oder aber auch nicht.

Es gibt verschiedene Erwartungen von verschiedenen Menschen. Die einen interessiert wie mein Zimmer aussieht, wann ich aufstehe, was ich zu Mittag esse und wie ich meine Wochenenden und die Freizeit ganz allgemein verbringe – wie z.B. meine Mutter :-) Sie muss das alles wissen, am Besten mit vielen Fotos (so sind Muetter halt...). Andere wiederum wollen anderes lesen, wuerden gerne mehr ueber die Liturgie wissen, oder wie das Glaubensleben hier aussieht, oder die Schulausbildung, oder diverse Stammesbraeuche, andere interessieren sich fuer Bilder vom Meer, andere interessiert alles nur nicht der „religioese“ Teil,... usw.
Es ist nicht leicht es allen recht zu machen und den goldenen Mittelweg zu finden. Eines moechte ich jedoch noch dazu sagen. Ueber Sorgen und Probleme der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite bzw. die ich bisher kennenlernen durfte werde ich in meinem Blog nicht berichten (Ausnahmen koennen natuerlich die Regel bestaetigen), denn das Medium Blog ist dazu nicht geeignet. Ich kann nicht einfach ueber Probleme, schwierige Situationen oder sogar manche Einstellungen und Sichtweisen berichten und annehmen, dass die Menschen sie in Europa verstehen werden, denn das werden sie ganz bestimmt nicht. Es gehoert viel Zeit (vor Ort) dazu auch nur annaehernd etwas von dem Leben hier zu verstehen und ich taete den Menschen hier ein grosses Unrecht, das unfrektletiert in meinem Blog darzustellen. Denn die Probleme, Sorgen, Einstellungen, Erwartungen,... koennen nur im Kontext des Lebens und der Umstaende hier verstanden werden, ansonsten fuehrt es nur zu Missverstaendnissen. Unsere Gesellschaft in Europa neigt leider sehr oft dazu, sofort alles (besser) zu wissen noch bevor der andere ueberhaupt gesagt hat worum es geht und gleich mit unzaehligen Urteilen und Loesungen zu kommen. Somit ist das u.a. ein Punkt der auf meine Rueckkehr warten muss. Persoenlich werde ich darueber natuerlich gerne ins Gespraech kommen :-)

Mal was anderes – ganz konkret
Ich werde versuchen jetzt mal etwas ueber „anderes“ zu schreiben. Mein Leben hier faellt in die Kategorie das scheinbar Unscheinbare zu tun. Ich werde nach einem Jahr auf nicht viel Konkretes zurueckblicken koennen. Wer grossartige Berichte erwartet, ueber gorssartige Projekte, denn muss ich auf andere (grossartige) Menschen verweisen. Ich tue nichts Weltbewegendes, ich helfe dort, wo ich gerade bin. Das ist aber auch das Ziel vom Projekt „Missionar auf Zeit“. Die drei Schlagwoerter lauten ja: Mitleben, Mitarbeiten und Mitbeten. Wir sollen (lernen) das Leben mit den Menschen hier zu teilen und das ist genauso besonders oder unspektakulaer wie irgendwo anders. Man stelle sich nur vor wenn jemand z.B. nach Osterreich kommt und dort in einer Pfarre mitlebt und –arbeitet, wie seine „missionarischen Aktivitaeten“ dort aussehen wuerden....

Ich habe z.B. in Lukuledi Englisch unterrichtet, aber auch bei Bedarf Nachhilfe gegeben, aber vorallem habe ich mit den jungen Menschen, Schuelern und Schuelerinnen uber vieles geredet. Sie hatten viele Fragen, konnten sich vieles gar nicht vorstellen (z.B.: wie Winter eigentlich so ist, wie sich Schnee anfuehlt, wie es moeglihc ist, dass ich eine weisse Hautfarbe habe,.... und ganz witzig: was die Tiere in Europa im Winter machen), mit den Schwestern habe ich mich ausgestauscht uber den Glauben und vielleicht war es auch fuer die motivierend einen jungen Menschen zu sehen, der vom christlichen Glauben begeistert ist, wer weiss. Aber vorallem habe ich mein Leben mit den Schwestern im Alltag geteilt. Da wir keine Waschmaschine hatten, verbrachte ich doch viel Zeit mit Waesche waschen in unserem Hof, genauso wie sie, habe mal beim Kochen geholfen oder den Driver gespielt und sie in die Stadt gefahren, war beim Einladen der Einkaeufe behilflich,... am Nachmittag dann beim gemeinsamen Stundengebet und RK teilgenommen. Nothing special. Und nichts was lang genug waere, um es in meinen Blog zu schreiben.
In Masasi habe ich mit einigen weissen Missionaren oefter meinen Spass gehabt, getrascht und mich ueber das Leben ausgetauscht. Fuer sie war es schoen mal mit jemandem in ihrer eignen Muttersprache reden und von ihren Erlebnissen und Erfahrungen erzaehlen zu koennen. Mal konnte ich bei einem Wasserprojekt ein paar Ideen beisteuern und bei der Antragserstelung wie bei der Reparatur einer Solaranlage helfen. Ich koennte die Liste mit diesen unscheinbaren Dingen beliebig fortsetzen.... im Endeffekt nichts ueber das ich mich im Blog auslassen koennte.

Aber wie das Leben im allgemeinen, so ist es auch hier im Speziellen ein Lernen. Auf der einen Seite lernen eine neue Spache zu sprechen und in einer ganz anderen Kultur zu leben, aber auf der anderen Seite auch lernen in der Einsamkeit und Entfernung von seinen Freunden Gott (neu) zu begegnen, zu lernen sich trotz seiner Grenzen als ein wertvolles Werkzeug anzunehmen und in den tausend kleinen Dingen Gott treu zu sein,....

Ausblick
Meine Berichte werden von meinem Weg mit Gott und dem Alltag gepraegt sein und dazu gehoeren vorallem auch highlights wie z.B. die Freude sich mal wieder DVDs anschauen zu koennen, einen Ausflug ans Meer zu machen, am Abend ein Bier zu trinken, oder einen Brief/Anruf von Oesterreich/Polen zu bekommen, oder aber (leider auch) der Aerger ueber die Probleme mit der Resident permit,... all das gehoert zum Leben hier, zum Leben als MaZ dazu.

A little bit of Henri J.M. Nouwen

Several weeks ago I started to read some books from Henri J.M. Nouwen. All that I read was really great, but now I would like to share some of his thoughts from the book “Clowning in Rome” (Image Books 1979, p. 86ff). The last chapter had the title “Contemplation and Ministry” and was about the relationship between these two parts. For me while being here in Tanzania these two sides of one medal became very important. The thoughts of Henri J.M. Nouwen helped me to get a deeper understanding of what it means to be here and maybe it will be also helpful to some of the blog-readers.

“There once was a sculptor working hard with his hammer and chisel on a large block of marble. A little boy who was watching him saw nothing more than large and small pieces of stone falling away left and right. He had no idea what was happening. But when the boy returned to the studio a few weeks later, he saw to his great surprise a large, powerful lion sitting in the place where the marble had stood. With great excitement the boy ran to the sculptor and said, "Sir, tell me, how did you know there was a lion in the marble?"
The art of sculpture is, first of all, the art of seeing. In one block of marble, Michelangelo saw a loving mother carrying her dead son on her lap; in another, he saw a self-confident David ready to hurl his stone at the approaching Goliath; and in a third, he saw an irate Moses at the point of rising in anger from his seat. Visual art is indeed the art of seeing, and discipline is the way to make visible what has been seen. Thus the skillful artist is a liberator who frees from their bondage the figures that have been hidden for billions of years inside the marble, unable to reveal their true identity.

The image of the sculptor offers us a beautiful illustration of the relationship between contemplation and ministry. To contemplate is to see, and to minister is to make visible; the contemplative life is a life with a vision, and the life of ministry is a life in which this vision is revealed to others.”

Henri J.M. Nouwen points out that to be able to see beyond the visible world we have to move from opaqueness to transparency. He shows this on three examples. I would like to draw my attention to one of them. It is the movement in the relationship with people (the other two are with nature and time).

“One of our greatest temptations is to relate to people as interesting characters, as individuals who strike us as worthy of special attention because of their special qualities. We are always intrigued by interesting characters, whether they are film stars or criminals, sports heroes or killers, Nobel Prize winners or perverts. Sometimes, our attention is instinctively drawn to these unusual individuals. We want to meet them, shake their hands, get their autograph, or just gaze at them. Magazines such as People make millions of dollars catering to human curiosity about humans, and the front pages of most newspapers give less and less news and more and more reports about new records in human irregularities, whether they lead to praise or to blame. (…)
As long as people are little more than interesting characters to us, they remain opaque. We can be quite sure that no one who is approached as an interesting character is going to reveal to us his or her secret. On the contrary, characterization is often so narrowing and limiting that it makes people close themselves and hide. Especially in the field of the helping professions, the temptation to label people with easy characterizations is great, since it gives us the illusion of understanding. Not only psychiatric labels such as "neurotic," "psychopathic," or "schizophrenic," but also religious labels such as "unbeliever," "pagan," "sinner," "progressive," "conservative," "liberal," and "orthodox" can give us a false sense of understanding that reveals more about our insecurities than about the real nature of our neighbors.
Our great task is to prevent our fears from boxing our fellow human beings into characterizations and to see them as persons. The word "person" comes from per-sonare, which means "sounding through." Our vocation in life is to be and increasingly become persons who "sound through" to each other a greater reality than we ourselves fully know. As persons we sound through a love greater than we ourselves can grasp, a truth deeper than we ourselves can articulate, and a beauty richer than we ourselves can contain. As persons we are called to be transparent to each other, to point far beyond our character to him who has given us his love, truth, and beauty.
When someone says to you, "I love you," or "I am deeply moved by you," or "I am grateful to you," you easily become defensive and wonder what is so special about you. You say or think "Aren't there many other people who are much more lovable or muck more intelligent than I am?" But then you have forgotten that you are a person who sounds through to others something much greater and deeper than you yourself can hear.
Contemplation as seeing what is really there, has a very significant meaning in the context of interpersonal relationships. Although we cannot hear ourselves sounding through, we are nevertheless sounding through to each other. This implies that our real gifts only become known to us when they are recognized and affirmed by those who receive them.
Here we can begin to see the intimate connection between contemplation and ministry. Contemplation enables us to see the gifts in those to whom we minister, and ministry is first of all the reception and affirmation of what we hear sounding through them so that they themselves may come to a recognition of their own giftedness. What more beautiful ministry is there than the ministry through which we help others to become aware of the love, truth, and beauty they reveal to us? Ours is a time in which many people doubt their self-worth and are often on the verge of a self-condemnation that can lead to suicide. We can indeed save lives by discovering in those in need the gifts that ask to be shared.

The little boy's question to the sculptor is a very real question, perhaps the most important question of all: "Sir, tell me, how did you know that there was a lion in the mar¬ble?" How do we know that God can become visible through the veil of nature? How do we come to the realization that all of our time can become an occasion for a change of heart? How do we know that people sound through more than they themselves can hear? It is certainly not obvious. For most people, the world is very opaque. They see nothing in the marble but a thick, impenetrable block of stone. Aren't we romantics, after all, people who are unwilling to see the hard facts of life and who simply see what we want to see?
We touch here the central question of our spiritual life and our ministry. Is there a lion in the marble? Is there a God in this world? Or is our spiritual life nothing more than wishful thinking and our ministry nothing other than the creation of a collective illusion in which everyone sees God but no one sees the bitter reality of our daily existence? Do we see a lion in the marble and yet not see that it really blocks our way?
There is an answer to the boy's question, an answer that irritates many and makes sense to only a few. The answer is, "I knew there was a lion in the marble because before I saw the lion in the marble I saw him in my own heart. The secret is that it was the lion in my heart who recognized the lion in the marble."
The practice of contemplative prayer is the discipline by which we begin to see God in our heart. It is a careful attentiveness to him who dwells in the center of our being such that through the recognition of his presence we allow him to take possession of all our senses. Through the discipline of prayer we awaken ourselves to the God in us and let him enter into our heartbeat and our breathing, into our thoughts and emotions, our hearing, seeing, touching, and tasting. It is by being awake to this God in us that we can see him in the world around us. The great mystery of the contemplative life is not that we see God in the world, but that God within us recognizes God in the world."

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